Hegels neue Metaphysik – im Gedenken an Hans Friedrich Fulda, Madrid 10.-12. März 2025
8. Tagung des „Internationalen Netzwerkes Hegels Relevanz“
1812 veröffentlichte Hegel den ersten Band seiner Die Wissenschaft der Logik. Doch anders als man es wohl damals hätte erwarten können, war diese Logik mehr als eine bescheidene Propädeutik zur Philosophie. Denn Hegels Auffassung unterscheidet grundlegen von der traditionellen Auffassung der Logik. Schon in der Vorrede zu ersten Auflage wird der Unterschied deutlich, wenn er von der logischen Wissenschaft behauptet, dass sie »die eigentliche Metaphysik oder reine spekulative Philosophie ausmacht« (TW 5, 16). Hatte Hegel einige Jahre zuvor an der Universität Jena Vorlesungen über Logik und Metaphysik gehalten, so geht er nun einen Schritt weiter und vertritt die Ansicht, dass Logik und Metaphysik keine verschiedenen Wissenschaften seien. Vielmehr könne Metaphysik eigentlich nur als Logik gedacht werden. Umgekehrt führe grundlegend gedachte und vollzogene Logik zur wahren Metaphysik. Weiter erfährt der Leser in der Einleitung, dass diese Zusammenführung zweier traditionell getrennter Disziplinen eigentlich nicht von Hegel, sondern von Kant stammt. Denn erst die kritische Philosophie habe die Metaphysik zur Logik gemacht (TW 5, 45). Allerdings seien sowohl Kant als auch seine idealistischen Nachfolger (gemeint ist dabei vor allem Fichte) »aus Angst vor dem Objekt« »zugleich mit dem Objekte, das sie flohen, behaftet« geblieben. (TW 5, 45)
Offensichtlich versteht sich Hegels Konzeption einer spekulativen Logik als eigentlicher Metaphysik einerseits als Fortsetzung Kantischer Gedanken und andererseits als freie Entwicklung reinen Denkens, die sich jenseits der Beschränkung des Bewusstseins vollzieht. So hat es auch der am 24. August 2023 verstorbene Heidelberger Professor Hans Friedrich Fulda in mehreren seiner Schriften verstanden. Aber darüber hinaus verdanken wir Fulda wichtige Schriften über das Wesen der Hegelschen Metaphysik und ihr Verhältnis zur Ontologie, über die Leistung der Dialektik, über die Rolle der Phänomenologie des Geistes oder über die Rolle der Freiheit als Schlüssel zum System.
Mit dieser Tagung möchten wir Hans Friedrich Fulda ehren, indem wir uns mit den Grundfragen seiner Hegelinterpretation auseinandersetzen. Wir laden zu einem gemeinsamen Nachdenken über das Wesen und die Grenzen der Hegelschen Metaphysik im Anschluss an Fuldas Werk ein. Die Tagung wird sich unter anderem mit folgenden Fragen beschäftigen:
- Wie verhält sich Hegels Metaphysik zur gängigen Auffassung von Metaphysik als Ontologie?
- Was bedeutet Hegels Verbindung von Metaphysik und Logik?
- Welchen Anspruch erhebt die absolute Methode?
- Wie verhält sich Hegels Metaphysik zu den anderen Teilen des Systems?
- Welche Rolle spielt dabei der Begriff der Freiheit?
CfP: Nachwuchswissenschaftler, d.h. Doktorand_innen sowie Postdocs, die sich mit diesen oder ähnlichen Fragen befassen, sind herzlich dazu eingeladen, ein Abstract (max. 500 Wörter) einzureichen. Bewerbungen bitte vor dem 31.10. an raragues@comillas.edu
Publikation: Eine Publikation der Tagungsbeiträge in der Reihe ‚Critical Studies in German Idealism‘ (BRILL: Leiden/Boston, peer-reviewed) ist vorgesehen. Die Publikation ist in englischer Sprache.
Tagungssprachen: Spanisch, Deutsch und English. Länge der Vorträge: 30 Minuten.
Termin: 10. bis 12. März 2025
Eingeladene Referenten:
- Rafael Aragüés
- Félix Duque
- Brigitte Falkenburg
- Karen Koch
- Christian Krijnen
- Edgar Maraguat
- Ricardo Pinilla
- Ermylos Plevrakis
- Stascha Rohmer
- José María Sánchez de León
- Klaus Vieweg
- Mª del Carmen Paredes
Organisation: Rafael Aragüés (Universidad Pontificia Comillas), für das Internationale Netzwerk Hegels Relevanz https://clue.vu.nl/en/projects/hegel-network/index.aspx
Steering committee of the International Network Hegel’s Relevance / Internationales Netzwerk Hegels Relevanz:
Rafael Aragüés (Madrid), Jiri Chotas (Prag), Paul Cobben (Tilburg), Diogo Ferrer (Coimbra), Max Gottschlich (Linz), Bruno Haas (Paris), Stephen Houlgate (Warwick), Lucca Illetterati (Padua), David James (Warwick), Zdravko Kobe (Ljubljana), Christian Krijnen (Amsterdam), Tereza Matějčková (Prag), Ermylos Plevrakis (Heidelberg), Alberto Siani (Pisa), Klaus Vieweg (Jena), Jean-François Kervegan (Paris), Folko Zander (Jena)
Kontakt: Rafael Aragüés, email raragues@comillas.edu